Den meisten Menschen fällt es erschreckend leicht, an sich Mängel zu entdecken. Wo die Aufmerksamkeit auch hinfällt, ist die Reaktion schnell: zu viel, zu wenig oder schlicht «falsch». Der innere Kritiker deckt innen wie aussen Schwachpunkte auf und zerrt Unzulänglichkeiten in den Fokus.

Viele beissen sich die Zähne aus an der Aufgabe, die eigenen Stärken und Vorzüge zu finden und zu zeigen – und dann erst noch Frieden mit den eigenen Schwachpunkten zu schliessen. Dabei hilft ein liebevoller Umgang mit sich selbst längst nicht nur beim Sex, wenn wir im wahrsten Sinne des Wortes entblösst sind, sondern auch generell im Leben.

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Hinweis: Ein gutes Körpergefühl kommt nicht von allein – und auch nicht von heute auf morgen.

Zufrieden werden mit sich selbst ist ein lebenslanger Prozess

Ein gutes Körpergefühl und Zufriedenheit mit sich selbst Persönlichkeit «Wie werde ich selbstbewusst?» lassen sich nicht über Nacht anknipsen. Beides muss man sich in einem lebenslangen Prozess erarbeiten – zum Teil vielleicht mit grossen Mühen. In jeder Altersphase schlummern wieder andere Fallstricke: Während es für Teenager schwieriger ist, sich von Ansprüchen und Ideen der Altersgenossen abzugrenzen, wartet in späteren Jahren die Herausforderung, sich mit den Zeichen des Alters abzufinden oder sogar anzufreunden.

So gehört zu einem positiven Körpergefühl auch die Fähigkeit, zu akzeptieren, dass man sich an manchen Tagen oder in bestimmten Lebensphasen halt etwas weniger gefällt – ohne gleich ein Drama daraus zu machen. Sich selber gern zu haben, innen und aussen, ist keine leichte Aufgabe. Selbstakzeptanz ist das Ziel am Ende einer individuellen und vielleicht auch langen Reise. Doch jeder Schritt auf diesem Weg lohnt sich.

Die besten Begleiter sind Wohlwollen und Gelassenheit , und manchmal helfen auch ganz einfach Zeit und das Alter. Viele Männer und Frauen, die auf ihrem Lebensweg schon etwas länger unterwegs sind, werden bestätigen: Beim Blick zurück kann man selber oft gar nicht mehr verstehen, warum man früher so hart zu sich war.

Glücksgefühle entschädigen für Arbeit

Doch warum sollte man all den Aufwand auf sich nehmen und über eine längere Zeit an seinem Körpergefühl arbeiten? Ist Sex wirklich so wichtig? Eine einfache Frage, deren Beantwortung jedoch knifflig ist. Denn Sex kann für ein und dieselbe Person im einen Moment alles entscheidend und schon im nächsten völlig unwichtig sein.

Biologisch betrachtet ist die Antwort simpel: Sex ist essenziell, denn ohne ihn gäbe es uns alle nicht. Den meisten Menschen dürfte es aber nicht ums nackte Überleben der Spezies gehen, wenn sie mit jemandem schlafen. Doch Sex ist – mindestens wenn er so passiert, wie man es sich wünscht – ganz einfach schön. Die Hormone, die während und nach dem Sex ausgeschüttet werden, sorgen für ein tiefes Glückserleben und ein Gefühl der Verbundenheit.

Sex kann ein Zeichen von Liebe sein, berauschend, eine Quelle der Zufriedenheit, versöhnend, Stress abbauend , bestätigend. Er gipfelt, wenn möglich, im Orgasmus, in einem Erlebnis, das ein Mensch so nur im Rahmen der Sexualität erleben kann, sei es nun zu zweit oder alleine.

 

Hinweis: Nicht selten ist Sex der entscheidende Unterschied, der Partnerschaft von blosser Freundschaft trennt.

Was es für Sex-Appeal wirklich braucht

Sex-Appeal, also die erotische Anziehungskraft Biochemie Das Rätsel der Liebe einer Person, hängt bei weitem nicht nur von der äusserlichen Attraktivität ab. Auf die Frage, welche Merkmale jemanden für sie anziehend machen, haben Männer und Frauen in grossen Untersuchungen am häufigsten folgende Attribute genannt:

 

Das sind nicht nur alles Dinge, die wenig mit Äusserlichkeiten zu tun haben, es sind auch Fähigkeiten oder Charaktereigenschaften, die in vielen Bereichen des Lebens wichtig, kostbar und geschätzt sind. Wer also etwas für seine erotische Ausstrahlung tun möchte, sollte weit über den Bettrand und die Unterwäscheschublade hinausdenken. 

Positives Selbstbild und sexuelle Zufriedenheit hängen zusammen

Sich wohlfühlen, im Alltag die eigenen Stärken leben und geniessen, zu sich selber stehen Leistungssteigerung Was bringt Mentaltraining? – das sind alles Dinge, die sich positiv auf die eigene Attraktivität auswirken, auch wenn sie vielleicht auf den ersten Blick rein gar nichts mit Sex zu tun haben. Wer dagegen darauf fixiert, Sex-Appeal allein durch Äusserlichkeiten aufzubauen, setzt aufs falsche Pferd.

Das soll nicht heissen, dass Optisches gar keine Rolle spielt. Das wäre naiv und auch nicht ganz ehrlich. Aber Attraktivität ist eben weit mehr als nur eine schöne Hülle. Und was diese Hülle angeht: Was schön ist, ist viel breiter, fantasievoller und liebevoller als das Ideal, an dem wir uns selber oft messen.

Man weiss aus Studien, dass Frauen, die mit ihrem Körper zufrieden sind, Attraktivität im Leben als generell weniger wichtig bewerten, sexuell aktiver sind und eine höhere Orgasmusfähigkeit aufweisen als Frauen, die mit ihrem Körper nicht zufrieden sind. Dabei spielte es keine Rolle, wie attraktiv die Frauen jeweils objektiv bewertet wurden; entscheidend war allein ihre Einstellung zu sich selber. Es gibt also einen klaren Zusammenhang zwischen «sich o.k. finden» und sexueller Zufriedenheit.

Schönheitsikone als Messlatte ist unrealistisch

Apropos messen: Was das Äussere angeht, scheint der weibliche Realismus einen gehörigen blinden Fleck zu haben. Während die meisten Menschen problemlos akzeptieren können, dass sie nie zu den schnellsten Läufern der Welt gehören werden, haben viele Frauen mehr oder weniger bewusst den Anspruch verinnerlicht, mit den schönsten Menschen der Welt Schönheit Echtheit macht attraktiv mithalten zu müssen.

Aber was ist denn genau der Unterschied zwischen dem Weltmeister im Sprint und der Schönheitsikone? Keiner. Beide gehören zu den Besten ihres Fachs (mindestens, wenn die Spielregeln korrekt angewandt werden), beide sind Profis, und beide sind vermutlich mit einer herausragenden Menge Talent gestartet.

Wieso die Eigenschaften der Schönheitsikone plötzlich zur unausgesprochenen Messlatte werden, während der Sprinter ein Ausnahmeereignis bleibt, ist ein Kuriosum, das sich kaum erklären lässt. Ganz nebenbei bemerkt kommt bei den ganzen Vergleichen erschwerend hinzu, dass heute kräftig in die digitale Trickkiste gegriffen wird und Makel (oder auch nur Unregelmässigkeiten) sofort wegretouchiert werden.

Und die Männer?

Für Männer ist Selbstakzeptanz freilich nicht weniger wichtig als Frauen. Ihnen gelingt es einfach besser, einen wohlwollenden Zugang zu sich selber zu finden. Leider sind die Männer jedoch auf einer unrühmlichen Aufholjagd, was Selbstkritik und das Verfolgen unrealistischer Ideale angeht.

Noch profitieren die Männer davon, dass die Idee, wie ein schöner Mann auszusehen hat, vielseitiger und wohlwollender ist, aber das berühmte Sixpack ist dabei, sich von der Ausnahmeerscheinung immer mehr zum vorgegaukelten Standard zu entwickeln.

Fitness hilft für guten Sex

Doch wie baut man ein besseres Körpergefühl auf? Im PDF unten finden sich Übungen, die nach und nach zu mehr Selbstakzeptanz, Frieden mit dem eigenen Körper und einem besseren Körpergefühl führen. Einige davon sind bewegungs- und körperbetont, andere erfordern eher Denkarbeit. Eine ganz wichtige Basis ist das Pflegen und Aufbauen einer realistischen, erreichbaren körperlichen Fitness Fitness Bewegung hält den Körper schön . Dieses Thema wird hier deshalb zuerst und etwas ausführlicher besprochen.

Sex ist meist eine körperbetonte Aktivität. Er braucht ein gewisses Mindestmass an Kraft und Ausdauer. Wer zu seinem Körper Sorge trägt, ihn trainiert und pflegt, steigert seine Leistungsfähigkeit – nicht nur beim Sport, sondern auch im Bett. Das heisst natürlich nicht, dass Sex zu einer Turnübung werden soll und seine Qualität daran gemessen wird, wie sehr man im Nachhinein aus der Puste ist. Aber über eine (altersgerechte!) körperliche Fitness zu verfügen, schenkt einem die Freiheit, im Bett das zu tun, worauf man Lust hat, und es so lange zu tun, wie man Lust hat. Und diese Freiheit ist sehr kostbar.

Sich selbst Gutes tun für ein gutes Körpergefühl

Eine umfassende Pflege des Körpers betrifft ganz unterschiedliche Bereiche: Bewegung, gesunde Ernährung, den massvollen Umgang mit Stoffen wie Nikotin oder Alkohol und auch ganz einfach einen liebevollen Umgang mit dem Körper. Das heisst auch, ihm bei Müdigkeit Ruhe zu gönnen Entspannung Entspannen Sie richtig? , Genussvolles wie beispielsweise eine Massage in den Alltag zu integrieren oder am Morgen im Badezimmer mal nicht die immer gleiche, kurze Routine durchzuziehen, sondern sich für den Tag so richtig hübsch zu machen.

 

Hinweis: In der Beziehung zum eigenen Körper gilt, was in jeder Beziehung gilt: Jede Investition wirkt sich positiv auf die Partnerschaft aus.

 

Bewegung Bewegung Sport ist eine Superpille spielt bei der Pflege des eigenen Körpers eine wichtige Rolle. Sie wirkt sich positiv auf den Stoffwechsel aus, auf den Hormonhaushalt, die Drüsenfunktionen, die Beweglichkeit, das Herz-Kreislauf-System und die Verdauung; sie fördert ab einer gewissen Intensität die Kraft und stärkt das Immunsystem.

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Bewegung hilft, um Grenzen auszuloten – auch im Bett

Selbstverständlich muss man kein Spitzenathlet sein, um ein erfülltes Sexualleben zu haben. Aber Bewegung ist ein hervorragendes Mittel, um den eigenen Körper und seine Reaktionen zu spüren – und, wenn man möchte, Grenzen zu entdecken. 

Sport und Bewegung können im Fitnesscenter passieren, müssen aber nicht. Wichtig ist, dass man eine Art der Bewegung findet, die einem gefällt, die von der Herausforderung her altersgerecht ist und die man auch regelmässig durchführen mag. Das kann ein zügiger Spaziergang an der frischen Luft sein oder eine Velofahrt zur Arbeit oder zum Einkauf.

 

Hinweis: Bewegung soll keine lästige Pflicht sein, sondern eine geschätzte Gelegenheit, den eigenen Körper in Aktion zu erleben.

Die Sexualität in Schwung halten

«Sexuelles Training» kann man auch im wortwörtlichen Sinn verstehen. Aus Studien mit älteren Paaren weiss man: Wer in jungen Jahren ein erfülltes Sexleben geniesst, steigert damit die Wahrscheinlichkeit, auch im hohen Alter ein befriedigendes Sexualleben zu haben. Denn die Sexualität ist wie ein Muskel: Wenn er nicht gebraucht und trainiert wird, verkümmmert er. Das betrifft einerseits die rein körperlichen Abläufe (Fähigkeit zu einer Erektion, Feuchtwerden der Scheide), aber auch die im Kopf ablaufenden Erregungsmechanismen.

Das heisst nicht, dass man jeden Tag Sex Sexsucht «Er bekommt nie genug Sex» haben muss (ausser natürlich, beide möchten das). Jedes Paar muss selber zu der Häufigkeit finden, die für beide Partner stimmt. Es geht einzig darum, dass man die Sexualität in der Beziehung nicht aufs Abstellgleis rollen lässt. Denn ist man diesbezüglich erst eingerostet, ist es viel schwieriger, für neuen Schwung zu sorgen, als wenn man die Sexualität nie wirklich hat einschlafen lassen.

So verbessern Sie Ihr Körpergefühl

Folgende Übungen können Ihnen helfen, ein verbessertes Körpergefühl aufzubauen. Die ersten Übungen zielen darauf ab, die Selbstsicherheit zu erhöhen, im zweiten Teil werden Übungen vorgestellt, die für ein besseres Körpergefühl sorgen und einem helfen, gernzuhaben, was man hat.

Hier finden Sie die Übungen als PDF.

Wissen, was dem Körper guttut.
«Wissen, was dem Körper guttut.»
Chantal Hebeisen, Redaktorin
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